Mitte Februar bewegen sich die Infektionszahlen langsam in die hoffnungsvollen Zonen. Und dennoch gibt es für uns Triathlon in der Saison 2021 viele Fragezeichen.
Gerade wurde die Challenge Roth auf den 5. September 2021verschoben worden – ziemlich genau zwei Monate später.
Auch IRONMAN hat einige seiner Veranstaltungen (Marbella, Venice-Jesolo, Aix en Provence, Lanzarote) neu terminiert. Die meisten davon ebenfalls in den September.
Zu den Gründen
Nach einem Jahr hat uns die Pandemie immer noch fest im Griff. Eine der zentralen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus ist und bleibt die Beschränkung von Kontakten. Jeder hat seine eigene Einstellung zu den Maßnahmen, aber letzten Endes dienen sie uns allen zum Schutz unserer Gesundheit. Sie sind da und zeigen auch Wirkung.
Die Herausforderung mit der viele Veranstalter dadurch umgehen müssen ist die Unsicherheit. Was Stand Februar im April oder Mai möglich sein wird ist ein großes Fragezeichen.
So stellt sich auf der einen Seite die Frage ob die Veranstaltung überhaupt durchgeführt werden kann. Und falls ja: In welcher Form ? Mit welchen Beschränkungen ?
Viele Athleten haben ihren Startplatz von 2020 auf 2021 übertragen. Ob die Veranstaltung aber mit derselben Athletenanzahl genehmigt wird muss sicherlich noch geklärt werden.
Dagegen müssen Verträge mit den Dienstleister früh geschlossen werden, damit diese termingerecht am raceday ihre Aufgaben erfüllen können.
Die Veranstalter tragen in dieser Zeit ein erheblich größeres wirtschaftliches Risiko.
Was bedeutet das für die Athleten ?
Die Athleten sehen sich daraus mit verschiedenen Aufgaben konfrontiert. Ich will mich heute nur auf die folgenden Punkte konzentrieren:
… der Trainingsgestaltung, -planung und -steuerung
Fangen wir beim Ganzen an: Der Trainingssteuerung!
Verschiebt sich der Saisonhöhepunkt um zwei Monate entsteht in der Trainingsgestaltung eine Lücke. Diese Lücke gilt es zu füllen um die Spannung hochzuhalten.
Dabei macht es Sinn die Tapering-Phase mit der Saisonhöhepunkt zu verschieben. Die Lücke zwischen dem Tapering und eigentlichem Saisonhöhepunkt ist nun mit zwei weiteren Blöcken zu überbrücken.
Wohlauf allen denen, die sich hier einem Personal Trainer bedienen. Der hat da jetzt nämlich eine weitere Aufgabe. Aber ein guter Personal Trainer hat das im Griff, weil das exakt sein Job ist. Auf individuelle Ereignisse des Athleten einzugehen und den Plan ggf. anzupassen.
Alle die einem fertigen Plan folgen sind gezwungen sich mit diesem auseinander zu setzen. Ohne Kenntnis desselbigen ist schwer eine exakte, kompetente und verbindliche Aussage zu treffen.
Was aber möglich sein sollte ist die Intensität die nächsten Wochen über die zwei Monate zu strecken.
Die meisten Pläne verfolgen das System aus drei Wochen progressiver Belastung gefolgt von einer Woche Entlastung.
„Weniger ist mehr!“ vs. „Viel hilft viel!“
Aktuell leiden wir alle noch unter den Auswirkung der Pandemie. Unsere Bäder und Stadien sind für den Sportbetrieb der Agegrouper gesperrt. Gerade im Schwimmen fehlen uns die komplette Saisonvorbereitung.
Trainingsplanung
Insofern kann man die gewonnene Zeit als Glücksgriff betrachten. Sicherlich werden die Chancen in den nächsten Monate mal wieder ins Wasser zu kommen steigen. Wobei ich persönlich weniger auf die Hallenbäder setze. Ich könnte mir da eher vorstellen, dass die Freibäder früher öffnen. Aber spätestens ab Mitte/Ende Mai werde sich Trainingsmöglichkeiten im See ergeben.
Das Motto „Weniger ist mehr“ schlägt hier „Viel hilft viel“.
Ganz offen: Ein Trainingslücke im Schwimmen von fast einem halben Jahr ist unmöglich in vier Monaten aufzuholen. Die Gefahr hier mehr kaputt zu machen ist deutlich größer als der erhoffte Erfolg.
Eine zu starke Steigerung der Umfänge und Intensität kann in Überlastungen enden. Die Folgen sind Verletzungen, Infekte oder Demotivation.
Trainingsgestaltung
Konzentriere Dich im Schwimmen auf Ausdauer, Grundlage, Sicherheit und Wassgefühl/-lage. Die Kraftkomponente kannst Du bis dahin über Zugseiltraining (bitte unbedingt die Ausführungstechnik im Blick behalten) und/oder Athletik aufbauen und festigen.
Im Gegenzug kann man sich überlegen die anderen Intensitäten etwas zu reduzieren – quasi über die zwei Monate zu strecken. Das Ziel sollte sein das Leistungsniveau langsamer zu steigern.
Beim Radfahren verfügen die meisten Athleten mittlerweile über einen der begehrte Smart-Trainer. Der Zuwachs auf Zwift hat die Technik des Anbieters vor die eine oder andere Herausforderung gestellt.
Radtraining / Zwift
Ganz offen ersetzt Zwift die Fahrt im Freien nur bedingt. Für das zielgerichtete Training ist es ein super Addon – wenn die Technik zuverlässig ist. Die Steuerung über Leistung und die Orientierung daran ist nur so gut wie der abnehmende Powermeter.
Im Vergleich mit Dir selbst ist das ohne Frage eine wunderbare Sache. Die kannst einfach konsequent über die komplette Dauer im geforderten Leistungsbereich trainieren. Aber auch hier gilt wieder „Weniger ist mehr“.
Auf Dauer nur „ballern“ zahlt sich nur bedingt aus. Das Verhältnis 80% unterhalb der Schwelle bei 20% Intensität über der Schwelle ist ein gutes Verhältnis.
Lauftraining
Zugegeben sinkt im Training alleine der Spaßfaktor wesentlich. Die Überwindung des inneren Schweinehundes ist deutlich anstrengender als dem Kollegen beim Tempolauf Contra zu geben – obwohl man schon den Blutgeschmack im Mund hat.
Aber es ist möglich. Und es wird wieder die Zeit kommen und der wir uns wieder ohne Bedenken im Stadion treffen können.
Bis dahin gilt es uns selbst auf’s Neue zu schlagen: Such’ Dir Deine Hausstrecke auf der Du Dich messen kannst. Nicht jede Woche – hier gewinnt die Abwechslung. Aber alle vier Wochen hilft eine Bestätigung die Motivation aufrecht zu halten.
Neben der Strecke gilt aber auch beim Tempo und Profil: Abwechslung ist Trumpf (immer mit der Betrachtung 80/20 – wie beim Radfahren). Spiele mit dem Tempo: von ganz langsam bis schnell.
Eine wunderbare Alternative sind Bergsprints & Treppenläufe.